Der Darm
Inhalt:
- Der Aufbau des Darms
- Die Darmflora
- Artenvielfalt im Magen-Darm-Trakt
- Die Aufgaben des Darms
Der Aufbau des Darms
Bei höheren vielzelligen Organismen wie dem Menschen ist der Darm der zentrale Teil des Verdauungstrakts. Er erstreckt sich örtlich nach der Mundhöhle, der Speiseröhre und dem Magen zwischen Magenpförtner und After. Beim erwachsenen Menschen erreicht der Darm eine Länge zwischen 5,5 und 7,5 Metern. Die anatomische Struktur mit feinen Darmzotten, Falten sowie Ein- und Ausstülpungen sorgt nach neusten Erkenntnissen der Forschung für eine Oberfläche zwischen 30 und 40 Quadratmetern, was ca. der Fläche einer durchschnittlichen 1,5-Zimmer-Wohnung entspricht.
Die Darmflora (Intestinale Mikrobiota)
Schätzungen zufolge wird der menschliche Körper von mehreren Billionen Mikroorganismen besiedelt. Der grösste Anteil davon befindet sich im Darm.
Typisch für den Darm ist die komplexe und dynamische Beschaffenheit seines Ökosystems. Diese bildet sich bereits in den ersten Lebensjahren. Nebst Bakterien besiedeln auch Viren und Pilze den Darm. Zu Beginn des Lebens ist der Darm noch schwach besiedelt, später steigt die Besiedelungsdichte konstant an. Die Besiedelung des Darms mit Bakterien beginnt beim ungeborenen Kind bereits im Mutterleib. Bakterien sind im Nabelschnurblut, im Fruchtwasser und auf den fötalen Schleimhäuten zu finden. Nach der Geburt sind sie auch im ersten Stuhlgang des Kindes nachweisbar.
Die Zusammensetzung der Darmflora verändert sich im Lauf des Lebens durch zahlreiche Faktoren wie Essgewohnheiten, Einnahme von Medikamenten, Stress, Umweltgifte, Schadstoffbelastungen, reduzierte Produktion von Magensäure im Alter oder verlängerte Transitzeiten des Nahrungsbreis. Zwar bleibt die Gesamtkeimzahl im Grossen und Ganzen stabil, doch verändert sich mit den Einflussfaktoren auch die Verteilung der verschiedenen Keimarten.
Artenvielfalt im Magen-Darm-Trakt
Der Darm ist im menschlichen Körper der am dichtesten besiedelte Lebensraum für Mikro-organismen. Über 1000 Bakterienarten formen eine Biomasse von bis zu ca. 400 g Gewicht, ausserdem finden sich in diesem Ökosystem natürlicherweise auch Pilze, Viren, Bakteriophagen und manchmal auch gewisse Parasiten. Die mikrobielle Besiedelung des Magens ist als gering einzuschätzen.
Über eine ähnliche Dichte der mikrobiellen Besiedelung wie der Magen verfügt der obere Abschnitt des Dünndarms. Weiter in Richtung Dickdarm nehmen Keimdichte und Artenvielfalt stetig zu. Hier fühlen sich z.B. Mikroorganismen der Typen Lactobacillus, Enterobacter und Enterococcus wohl.
Im Dickdarm wiederum sind die Artenvielfalt und Besiedelungsdichte der Bakterien verhältnismässig am höchsten.
Die Aufgaben des Darms
Stoffwechsel
Die Mikroorganismen im Darm übernehmen zahlreiche Aufgaben:
- Bildung kurzkettiger Fettsäuren wie Buttersäure, Propionsäure, Essigsäure. Diese versorgen die Mikrobiota und die Darmschleimhaut mit Energie.
- Bestimmte Bakterienarten bilden Vitamine wie Thiamin (B1), Riboflavin (B2), Pyridoxin (B6) oder Cobalamin (B12) – wie wichtig diese für die Versorgung des Organismus sind, ist allerdings nicht klar.
- Mikroorganismen helfen bei der Verdauung von Nahrungsbestandteilen und bei der Anregung der mechanischen Darmtätigkeit.
- Sie unterstützen den Organismus beim Abbau von körperfremden, möglicherweise schädlichen Substanzen.
Nährstoffaufnahme
Der Darm schlüsselt die eingenommene Nahrung auf, bringt die Nährstoffe in den Stoffwechsel und scheidet das unverdaute Material aus. Bei der Nährstoffaufnahme werden lebenswichtige Nahrungsbestandteile als Energie an den Körper weitergegeben.
Im Darm werden täglich bis zu 9 Liter Flüssigkeit resorbiert. Diese Menge ergibt sich sowohl aus der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme als auch aus den Verdauungssäften.
Immunsystem
Der Darm fungiert nicht nur als Verdauungsorgan, sondern ist auch ein Immunorgan. Rund 80 Prozent aller Zellen des Immunsystems befinden sich im Darm. Die Darmschleimhaut besteht aus immunologisch aktivem Gewebe und aus Zellen.
Darm-Hirn-Achse
Die Verbindung von Gehirn und Magen-Darm-Trakt ist seit einigen Jahren Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Untersuchungen. Die sogenannte Darm-Hirn-Achse verarbeitet wechselseitig Signale. Der Verdauungstrakt ist mit etwa 100 Millionen Nervenzellen durchzogen. Über eine Art Nervenautobahn werden die Botschaften zwischen Darm und Hirn hin- und hergeschickt. Rund 90 Prozent davon gehen vom Darm aus, 10 Prozent vom Gehirn. Die Darm-Hirn-Achse sorgt dafür, dass die Kommunikation der Darmflora mit unserem Körper funktioniert. Dies gelingt über einen intensiven Austausch der Darmbakterien mit der Darmschleimhaut – dies geht so weit, dass die Darmbakterien einen Einfluss auf das Gedächtnis und die Emotionen haben.
Ausleitung und Entgiftung
Der Darm erfüllt eine wichtige Funktion bei der Eliminierung schädlicher Substanzen wie Bakterien, Viren, Pilzen oder anderen Giftstoffen. Ein aus der Balance geratenes Darmmilieu kann für zahlreiche Erkrankungen ursächlich sein.